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Digitaler Linux-Videorekorder im Eigenbau, Teil 4

Alles neu!

von Thomas Koch und Mirko Dölle

Ausgabe 05/2002


Die Zeit ist reif für einen Neuanfang. Seit dem ersten Teil unseres Workshops hat sich viel getan, insbesondere hinsichtlich Stabilität und Funktionsumfang der Software.

Die Entwicklung des Linux-Videorekorders hat im letzten halben Jahr bedeutende Fortschritte gemacht. Viele Fehler wurden beseitigt, die Bedienung verbessert und neue Features eingebaut. Derzeit arbeitet der Autor von VDR, Klaus Schmidinger, an der Fertigstellung der Version 1.0.

Anders als im letzten Teil angekündigt geht es in dieser Ausgabe um Übersetzung, Installation und Bedienung von VDR 1.0.0pre4 sowie dem Einbau verschiedener Module und Patches für zusätzliche Funktionen. Damit bauen wir den Linux-Videorekorder zum Multimedia-Zentrum aus: Neben Aufnahme, Schneiden und Wiedergabe können auch DVDs und MP3 abgespielt werden.

Neuer DVB-Treiber

Zunächst sollten Sie den DVB-Treiber austauschen, aktuell ist derzeit Version 0.9.4. Es handelt sich um Kernel-Module zur Ansteuerung der DVB-Karten von Fujitsu-Siemens und Hauppauge, die zum Übersetzen die Kernel-Quellen benötigen. Unter SuSE 7.3 müssen Sie deshalb das Paket kernel-source aus der Serie "d" nachinstallieren, wenn Sie den Standard-SuSE-Kernel benutzen. Ansonsten benötigen Sie die Quellen des von Ihnen verwendeten Kernels.

Das Treiber-Paket siemens_dvb-0.9.4-2002-03-16.tgz finden Sie auf der Heft-CD unter LinuxUser/Videorekorder und entpacken es im Verzeichnis /dvb. Danach legen Sie den symbolischen Link DVB folgendermaßen an:

ln -s /dvb/siemens_dvb-0.9.4-2002-03-16 /dvb/DVB

Damit ist das Treiber-Update praktisch erledigt. Beim nächsten Neustart werden die Kernel-Module automatisch neu übersetzt und geladen. Wenn Sie die Module von Hand übersetzen wollen, wechseln Sie in das Verzeichnis /dvb/DVB/drivers und rufen make auf.

Audio-Bibliotheken

Für die Unterstützung von MP3 und AC3 werden die Bibliotheken mad und liba52dec benötigt. Die Quellpakete beider Bibliotheken finden Sie wiederum auf der Heft-CD. Wir beginnen mit der liba52dec:

cd /usr/src
tar xzf /cdrom/LinuxUser/Videorekorder/a52dec-0.7.3.tar.gz
cd a52dec-0.7.3/
./configure
make
make install

Anschließend übersetzen Sie das Paket mad-0.14.2b.tar.gz:

cd /usr/src
tar xzf /cdrom/LinuxUser/Videorekorder/mad-0.14.2b.tar.gz
cd mad-0.14.2b
./configure
make
make install

Für manche Distributionen, zum Beispiel Debian Sid, sind die Bibliotheken als a52dec, a52dec-dev, libmad0 und libmad0-dev verfügbar. Dann entfällt das Neu-Kompilieren, Sie brauchen nur die Bibliotheken installieren.

DVD-Support

Zum Abspielen von DVDs benötigen Sie zwei weitere Bibliotheken. libdvdread finden Sie auf der Heft-CD unter LinuxUser/Videorekorder/libdvdread-0.9.2.tar.gz. Um auch verschlüsselte DVDs verwenden zu können, [ Der folgende Satz wurde mit Rücksicht auf das neue deutsche Urheberrecht gestrichen ]. Ohne die CSS-Bibliothek kann Ihr DVD-Laufwerk nur unverschlüsselte Scheiben lesen. Das Kompilieren läuft in gewohnter Weise ab:

[ Die folgende Anleitung wurde mit Rücksicht auf das neue deutsche Urheberrecht gestrichen ]

cd /dvb
tar xzf /cdrom/LinuxUser/Videorekorder/libdvdread-0.9.2.tar.gz
ln -s libdvdread-0.9.2 DVD
cd libdvdread-0.9.2/
./configure
make
make install

Damit sind alle Bibliotheken installiert und das Kompilieren von VDR kann angegangen werden.

VDR-Patches

In der Grundversion enthält das VDR-Paket alle Funktionen für Aufnahmen, Schnitt und Wiedergabe von Fernsehsendungen. Darüber hinaus gehende Funktionen zum Abspielen von Musik oder Einbinden eines DVD-Laufwerks sowie eine andersfarbige Bedienoberfläche liefert der sogenannte "All-In-One-Patch" (AIO) von Andy Grobb. Der "ELCHI"-Patch sorgt für digitalen Radio-Genuss. "OrigColors" stellt die vom AIO-Patch geänderten Farben wieder auf die Original-Werte zurück. Die jeweils aktuellen Patches finden Sie im Download-Bereich von LinVDR, die zu VDR 1.0.0pre4 passenden haben wir Ihnen auf die Heft-CD gepackt.

Nach Entpacken von vdr-1.0.0pre4 binden Sie zunächst den AIO-Patch und dann den ELCHI-Patch ein. Wenn Sie die ursprüngliche Farbgebung von VDR beibehalten wollen, müssen Sie noch den OrigColors-Patch anwenden, wie im nachfolgenden Beispiel gezeigt:

cd /dvb
tar xzf /cdrom/LinuxUser/Videorekorder/vdr-1.0.0pre4.tgz
cd vdr-1.0.0pre4
zcat /cdrom/LinuxUser/Videorekorder/vdr-1.0.0pre4-AIO-26.03.diff.gz | patch
zcat /cdrom/LinuxUser/Videorekorder/vdr-1.0.0pre4-ELCHI-26.03.diff.gz | patch
zcat /cdrom/LinuxUser/Videorekorder/vdr-1.0.0pre4-OrigColors-26.03.diff.gz | patch
make REMOTE=LIRC VFAT=1 DVD=1 VCD=1 MP3=1 CB=1
ln -s /dvb/vdr-1.0.0pre4 /dvb/VDR

Die vorletzte Zeile kompiliert VDR, Fehlermeldungen wie Makefile:118: .dependencies: Datei oder Verzeichnis nicht gefunden sowie verschiedene Warnungen können in aller Regel ignoriert werden. Nach erfolgreichem Abschluss legen Sie in der letzten Zeile des beispiels den symbolischen Link auf die neue Version, damit sie beim nächsten Neustart von VDR geladen wird.

Nach dem Start

VDR zeigt nun in der Kopfzeile des Hauptmenüs übersichtlich die Festplatten-Belegung an (Abbildung 1) - einmal als prozentuale Angabe, dahinter dann in Stunden und Minuten verfügbarer Aufzeichnungszeit. Die Angabe wird aus dem freien Speicherplatz der Festplatten errechnet und zeigt die mindestens verfügbare Kapazität an: Beim Löschen einer Aufzeichnung wird das Verzeichnis zunächst nur als gelöscht markiert und erst einige Zeit später wirklich entfernt. Spätestens beim Neustart von VDR werden alle "Leichen" beseitigt und man erhält eine stimmige Anzeige.


Abb. 1: Die Kopfzeile des Hauptmenüs zeigt übersichtlich den noch verfügbaren Speicherplatz in Prozent sowie Stunden und Minuten an. Unter Punkt fünf bis sieben sind die Zusatzmodule zu sehen.

Die Bedienung der Timer-Übersicht hat sich leicht geändert. Zum Ein- und Ausschalten eines Timers werden nicht mehr die Rechts-Links-Tasten, sondern die blaue Farbtaste benutzt. Bei Serien-Aufnahmen ist das Ausrufezeichen als Status hinzu gekommen (Abbildung 2a): Damit kann ein Timer bis zu einem bestimmten Datum ausgesetzt werden (Abbildung 2b) - optimal bei Feiertagen, um Fehlaufnahmen zu verhindern.


Abb. 2a: Ein Ausrufezeichen am linken Rand markiert den Timer als für die nächste Aufnahme inaktiv. Damit kann man einzelne Feiertage, an denen die Serie nicht läuft, gut überbrücken.


Abb. 2b: In der Detail-Ansicht kann der Zeitpunkt, ab dem der Timer wieder aktiviert wird, frei eingestellt werden. Nach Setzen des Ausrufezeichens als Status ist dies standardmäßig der nächste Tag.

Die Organisation der Aufzeichnungen wurde ebenfalls übersichtlicher gestaltet. Für jede Serie wird nun ein Verzeichnis mit dem Namen angelegt, dort finden Sie dann die einzelnen Folgen mit dem jeweiligen Titel benannt.


Abb. 3: Serien werden in Unterverzeichnissen mit dem Titel der jeweiligen Folge abgelegt. Das macht die Aufzeichnungs-Liste deutlich übersichtlicher.

Die Lautstärke-Einstellung lässt sich bei neueren VDR-Versionen bequem über den Videorekorder steuern, VDR zeigt die aktuelle Lautstärke als grünen Balken am unteren Bildrand an. Dazu müssen Sie die Tasten Vol+, Vol- und Mute der Fernbedienung anlernen, wie im zweiten Teil in Ausgabe 12/2001 gezeigt.

DVD-Player

Seit einigen Wochen beherrscht das DVD-Modul auch DVD-Menüs. Früher konnten nur die einzelnen Kapitel als Text-Liste abgerufen werden, doch inzwischen verhält sich VDR mit dem DVD-Modul wie ein ganz normaler DVD-Player. In Abbildung 4 sehen Sie das Menü von "Matrix". Beschränkungen gibt es dennoch: So funktioniert der Spezial-Modus "Follow the White Rabbit" aus Matrix, der bei Einblendung eines weißen Hasen zu den entsprechenden Special Effects verzweigen soll, derzeit noch nicht. Sicherlich nur eine Frage der Zeit.


Abb. 4: Inzwischen beherrscht VDR auch die Darstellung von DVD-Menüs, so wie man es von anderen DVD-Playern gewohnt ist. Lediglich der Spezial-Modus "Follow the White Rabbit" der DVD "Matrix" funktioniert noch nicht ganz.

Die Bedienung erfolgt über die Tasten 0 bis 9 auf der Fernbedienung. Die Tasten 4, 6, 2 und 8 bilden ein zweites "Tastenkreuz", das für die DVD-Navigation benutzt wird. Bestätigung, oder "Enter", ist 5, die Tasten 1 und 3 führen ins Hauptmenü zurück. Das normale Tastenkreuz ist genauso belegt wie beim Abspielen von Aufzeichnungen: Runter hält den Film an, rechts und links dienen dem Schnellvor- und -rücklauf, und Back kehrt zum VDR-Hauptmenü zurück. Mit Ok blenden Sie den Statusbalken ein, der jedoch eventuelle DVD-Untertitel überdeckt.

MP3-Player

Zu Beginn zeigt sich eine leere Liste, wenn Sie den MP3-Modus erstmals starten. Die Übersicht enthält später eine Sammlung von Playlists, in denen wiederum die gewünschten Titel enthalten sind.

Um direkt einen Titel abzuspielen, gelangen Sie mit der gelben Farbtaste in ein Auswahlmenü, das Ihnen alle Titel aus dem Verzeichnis /mp3 anzeigt. /mp3 kann dabei auch ein symbolischer Link auf das tatsächliche MP3-Verzeichnis sein.

Das MP3-Modul hat sechs Grundfunktionen, die Fernbedienung hat jedoch nur vier Farbtasten. Deshalb ist in der ersten Ebene die blaue Taste und in der zweiten die rote Taste als Blätter-Taste ausgelegt. Um eine neue Playlist anzulegen, blättern Sie mit Blau zunächst auf die zweite Ebene und legen mit Grün eine neue Liste an.

Im Menü Playliste bearbeiten können Sie nun mit Rot einen Titel hinzufügen, den Sie in der nachfolgenden Liste auswählen.


Abb. 5: In der Datei-Auswahl können Sie einzelne Titel der Playlist hinzufügen. Auch die ID3-Tags - soweit vorhanden - zeigt das MP3-Modul korrekt an.

Haben Sie alle gewünschten Titel aufgenommen, sollten Sie die Playlist mit zwei mal Blau umbenennen - "unbenannt" ist nicht gerade ein aussagekräftiger Name. Die Eingabe des neuen Namens ist identisch mit der Benennung von Timern.

Mit Ok wird die Playlist nun abgespielt, beginnend beim ersten Titel. Nochmaliges Drücken von Ok bringt, wie vom Abspielen von Aufnahmen gewohnt, einen Statusbalken auf den Schirm. Die Grund-Navigation ist jedoch unterschiedlich. Rechts spult im Titel drei Sekunden vor, oben und unten springen zum nächsten und vorherigen Titel. Die Taste Links sollten Sie nicht benutzen - sie soll laut Dokumentation drei Sekunden zurück spulen, verursachte auf unserem Testsystem jedoch regelmäßig Abstürze von VDR. Auch Lautstärke-Änderungen während der Statusbalken eingeblendet ist hinterließ bei uns kleine Aufbaufehler.

Die Tasten Menu und Back funktionieren wie gewohnt, bemerkenswert sind noch die Farbtasten: Blau hat die gleiche Funktion wie Back, und Gelb ist die Pause-/Fortsetzungs-Taste. Die grüne Taste steuert den Wiedergabe-Modus, man sollte sie am besten bei eingeblendetem Statusbalken verwenden (Abbildung 6). Durch mehrmaliges Drücken können Wiederholung (Loop, "L") oder Zufallswiedergabe (Shuffle, "S") ein- und ausgeschaltet werden. Sind Wiederholung und Zufallswiedergabe gleichzeitig eingeschaltet, wird nach Abspielen aller Titel wieder von vorn begonnen. Die Standard-Einstellung lässt sich übrigens über Punkt 8, "Einstellungen" im Hauptmenü ändern.


Abb. 6: Der Statusbalken zeigt Position und Abspiel-Modus (rechts): "L" steht für Wiederholung, "S" für Zufallsauswahl, zu ändern über die grüne Taste.

Die System-Einstellungen, in Abbildung 1 unter Punkt 8 zu sehen, wurden in Rubriken gegliedert. Das ist zum einen übersichtlicher, andererseits können damit Einstellungen für Module wie den MP3-Player einfach hinzugefügt werden.

Ausblick

Bis zur endgültigen Freigabe von VDR 1.0 sind keine größeren Änderungen mehr geplant, die Arbeit beschränkt sich derzeit auf Fehlerbeseitigung. Klaus Schmidinger hofft, dass VDR 1.0.0pre5 die letzte Vorab-Version ist. Die Patches für die Pre-Release 5 scheinen aber noch nicht ganz sauber zu sein: Beim Testbetrieb wenige Minuten nach Freigabe stürzte uns VDR mit den Patches noch reproduzierbar ab. Die Probleme werden zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels wahrscheinlich schon behoben sein, sie können die wenige KByte großen Pakete im Download-Bereich von LinVDR herunterladen. (mdö)

Infos

LinVDR, mit umfangreichem Download-Bereich: http://www.linvdr.org
DVB-Treiber: ftp://ftp.cadsoft.de/pub/people/kls/vdr/
AC3-Decoder: http://liba52.sourceforge.net/files/a52dec-0.7.3.tar.gz
MP3-Decoder: ftp://ftp.mars.org/pub/mpeg/mad-0.14.2b.tar.gz
Bibliothek zum Lesen von DVDs: http://www.dtek.chalmers.se/groups/dvd/dist/libdvdread-0.9.2.tar.gz
CSS-Bibliothek: [ Die folgende Adresse wurde mit Rücksicht auf das neue deutsche Urheberrecht gestrichen ]
VDR: ftp://ftp.cadsoft.de/pub/people/kls/vdr/
All-in-one-Patches für VDR: http://www.linvdr.org/download/VDR-AIO/vdr-1.0.0pre4/vdr-1.0.0pre4-AIO-26.03.diff.gz, http://www.linvdr.org/download/VDR-AIO/vdr-1.0.0pre4/vdr-1.0.0pre4-ELCHI-26.03.diff.gz, http://www.linvdr.org/download/VDR-AIO/vdr-1.0.0pre4/vdr-1.0.0pre4-OrigColors-26.03.diff.gz


Zuletzt geändert am 01.01.1970