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Digitaler Linux-Videorekorder im Eigenbau, Teil 3

Geschnitten, programmiert und bedient

von Thomas Koch und Mirko Dölle

Ausgabe 02/2002


Nach Aufbau und Inbetriebnahme der Hardware beschäftigen wir uns in diesem Teil mit der Bedienung des Videorekorders per Fernseher und Fernbedienung, dem Schneiden von Filmen und der Programmierung von Aufnahmen.

Wenn Sie die bisherigen Teile unseres Workshops verfolgt haben, ist Ihr Linux-Videorekorder bereits komplett eingerichtet. Im ersten Teil haben wir Ihnen schon die grundlegende Funktionsweise der Bedienoberfläche gegeben, die wir hier vertiefen wollen.

Die Bedienung des Videorekorders erfolgt am besten über eine Fernbedienung, vorzugsweise der SM-2416 wie im letzten Teil angesprochen. Grundsätzlich eignet sich auch jede andere Fernbedienung aus dem Zubehörhandel, für den sinnvollen Einsatz sollten Sie bei der Auswahl aber einige Punkte beachten. Als zentrale Bedienelemente kommen ein Tastenkreuz für die Navigation, drei beliebige Tasten für Bestätigung, Zurück, Menü, sowie die vier Farbtasten Rot, Grün, Gelb und Blau zum Einsatz.

Die Menü-Taste dient zum Ein- und Ausblenden des in Abbildung 1 gezeigten Hauptmenüs. In der gesamten Menüstruktur wird mit dem Tastenkreuz navigiert und mit Bestätigung die Auswahl getroffen. Zurück bringt Sie stets eine Ebene weiter nach oben oder verlässt auf oberster Ebene das Menü. Im Hauptmenü können Sie einen Menüpunkt zudem über seine Nummer direkt anwählen, eine Bestätigung entfällt dann.


Abb. 1: Das Hauptmenü des Videorekorders wird über die Menü-Taste ein- und ausgeblendet. Die Navigation erfolgt über die Tasten Hoch, Runter, Bestätigung und die Farbtasten

Je nach Menüpunkt und Ebene werden den Farbtasten verschiedene Funktionen zugeordnet, im Hauptmenü zum Beispiel die Adhoc-Aufnahme über die rote Farbtaste. Welche Farben zur Verfügung stehen, erfahren Sie stets am unteren Rand des On-Screen-Displays (OSD). Ist der Inhalt eines Menüpunkts länger als eine Bildschirmseite - zum Beispiel Kanal-Liste, Programmvorschau oder die Aufzeichnungen - können Sie mit Rechts und Links jeweils eine Seite vor oder zurück blättern. Ausnahmen: Unter Einstellungen und im Timer-Menü verändern Sie damit einzelne Optionen oder deaktivieren Aufnahmen.

Elektronischer Programmführer

Der erste Menüpunkt enthält das EPG (Electronic Programm Guide), die Programmvorschau des jeweiligen Senders. Die Sendungen werden nach Anfangszeit und Sendedatum sortiert aufgelistet (Abbildung 2), mit den Tasten Rechts und Links lässt sich Seitenweise blättern, Hoch und Runter bewegen den Cursor. Bestätigung führt zur ausführlichen Beschreibung der ausgewählten Sendung, über die rote Taste lässt sich sehr komfortabel ein entsprechender Aufnahme-Timer programmieren.


Abb. 2: Je nach Sender ist die Programmübersicht mehr oder weniger ausführlich, bei DSF fehlt sie sogar ganz. Schade, denn mittels EPG könnte man sogar die Programmzeitschrift ersetzen.

Die Beschreibung der Sendung spielt auch bei Aufnahmen eine wesentliche Rolle: Sie wird als Zusatz-Information bei der Aufnahme abgelegt und steht so für die Archivierung zur Verfügung. Bei Serien besonders interessant: Der Name der jeweilige Folge wird an den Serien-Namen angefügt (Einstellungen, Subtitle verwenden: ja).

Obwohl das EPG von der Konzeption extrem flexibel ist, wird es in der Praxis oft beschnitten. Vorreiter in Sachen EPG ist das ZDF: Es reicht bis um Mitternacht des Folgetages und zu nahezu jeder Sendung gibt es eine Beschreibung. Das EPG von Sat-1 reicht zwar oft drei bis vier Tage in die Zukunft, dafür sind nur einige Sendungen mit Beschreibungen ausgestattet. Die übrigen öffentlich-rechtlichen Sender verfügen meist über ein brauchbares EPG, das aber nur einen Tag voraus ist.

Datumswechsel im Morgengrauen

Besonders Chaotisch sieht es bei Pro 7 und Kabel 1 aus: Wenn das EPG überhaupt gesendet wird, liegt der Datumswechsel bei sechs Uhr am Morgen statt um Mitternacht. Eine Sendung, die zum Beispiel am ersten März 2002 um zwei Uhr Nachts ausgestrahlt wird, steht im EPG mit Sendedatum 28. Februar zwei Uhr.

VDR enthält inzwischen verschiedene Patches, die dieser Problematik entgegen wirken sollen. Verantwortlich dafür ist die Angabe EPG Fehlerbereinigung: 3 in den Einstellungen. Dennoch gibt es regelmäßig Probleme mit Lücken in der Programmvorschau oder falsch datierten Aufnahmen.

Die meisten anderen deutschen Privatsender, darunter die gesamte RTL-Gruppe, bieten ihr EPG nur für das aktuelle Datum bis Mitternacht und durchweg ohne Beschreibungen. DSF enthält sich komplett, ein EPG sucht man vergeblich.

Dabei ließen sich Videotext und EPG zentral verwalten und zum Beispiel die Videotext-Seiten automatisch aus einem vollständigen EPG generieren. Auch umgekehrt würde schon die Übernahme der Videotext-Informationen ins EPG bei den meisten Sendern eine erhebliche Verbesserung darstellen. Statt dessen setzt man einhellig auf manuelle Eingabe in zwei verschiedene Systeme, wie man immer wieder an Tippfehlern feststellen kann.

Auf der anderen Seite hat VDR nicht die Möglichkeit, auf den Videotext der Sender zurück zu greifen und von dort Programminformationen zu generieren. Auch eine Art VPS, mit dem sich Anfang und Ende einer Aufzeichnung bei Programmverschiebungen entsprechend ändern, gibt es bei DVB nicht. So bleibt vorerst nur, sich je nach Sender auf die Programmvorschau im Videotext zu verlassen oder wie bisher eine Programmzeitschrift zu kaufen und bei Aufnahmen genug Raum am Anfang und Ende einzuplanen (Einstellungen, Zeitpuffer bei Anfang/Ende).

Und was läuft jetzt?

Innerhalb des Programm-Menüs erhalten Sie mit der grünen Taste einen Überblick, welche Sendungen im Moment laufen. Die Liste (Abbildung 3) ist nach Kanal-Nummern aufsteigend sortiert. Sender ohne EPG, in diesem Fall die Kanäle 6 bis 9, werden nicht angezeigt. Mit der blauen Taste kann direkt zum jeweiligen Sender umgeschaltet werden, die gelbe führt wieder zurück zur Programmübersicht des Senders. Eine Auflistung der nachfolgenden Sendungen und ihre Anfangszeiten bekommen Sie über die grüne Taste.


Abb. 3: Die Fragen "Was läuft jetzt" und "Was kommt danach" beantwortet VDR in der Programmübersicht. Für die Vollständigkeit der Liste sind das eigene Zap-Verhalten und die Option "Zeit bis EPG-Scan" verantwortlich.

Die Vollständigkeit der Übersichten hängt aber wesentlich vom Zap-Verhalten des Nutzers ab. Bei jedem Umschalten wird das EPG des Senders zwischengespeichert, von selten genutzten Sendern liegen also keine Programminformationen vor. VDR schaltet daher alle Kanäle in regelmäßigen Abständen durch, verantwortlich ist dafür der Punkt Zeit bis EPG-Scan in den Einstellungen. Wird VDR für die dort angegebene Anzahl Stunden nicht benutzt, wird der Scan durchgeführt. Praktikabel sind Werte von vier oder mehr Stunden, damit VDR während eines langen Fernsehabends nicht plötzlich umschaltet. Aufzeichnungen werden vom EPG-Scan nicht unterbrochen.

Volle Kanalwahl

Frequenzen, Namen und Reihenfolge der Kanäle werden in der /etc/vdr/channels.conf vorgegeben. Umgeschaltet wird entweder im Menü Kanäle, durch direkte Eingabe der Kanal-Nummer über die Zehner-Tastatur der Fernbedienung oder Kanal für Kanal mittels Hoch und Runter.


Abb. 4: Zur besseren Strukturierung und schnelleren Navigation lassen sich Marken definieren, die mit den Tasten Rechts und Links angesprungen werden können

Zur besseren Strukturierung lassen sich in die Kanalliste Sprungmarken wie in Abbildung 4 gezeigt einbauen, die mit den Tasten Rechts und Links durchblättert und per Bestätigung ausgewählt werden können. Der Abbildung 4 entsprechende Ausschnitt aus der /etc/vdr/channels.conf lautet:

ORF Sat:11954:h:0:27500:506:507:0:0:28010
:Zusatz Öffentlich-Rechtliche
ARD Online-Kanal:12722:h:0:22000:0:701:0:0:0
ZDF.doku:11954:h:0:27500:660:670:0:0:28014
:Musik
VIVA:12670:v:0:22000:309:310:0:0:12732

Im Kanal-Menü lassen sich auch neue Sender anlegen oder die Beschreibungen ändern, die entsprechenden Funktionen sind über die Farbtasten zu erreichen. Meist ist es aber einfacher, solche Arbeiten mit einem normalen Texteditor zu machen.

Aufnahmeleitung

Das Timer-Menü enthält alle bereits programmierten Timer für Aufnahmen. Egal ob über die rote Taste im Hauptmenü oder bei einer Programmbeschreibung aufgenommen wird, der zugehörige Timer landet unter Menüpunkt 3. Abbildung 5 zeigt die Timer unseres Testsystems.


Abb. 5: Die Timer-Übersicht: Neben einmaligen Aufnahmen lassen sich Serien programmieren. Fällt eine solche Serien-Aufnahme beispielsweise wegen Feiertagen aus, lässt sie sich einfach deaktivieren

Der erste Eintrag ist eine Adhoc-Aufnahme, zu erkennen an der Benennung durch Sender-Namen und vorangestelltes "at". Die Raute in der ersten Spalte zeigt an, dass der Timer derzeit aufnimmt. Ein Größer-Zeichen steht für einen eingeschalteten und kein Eintrag wie im letzten Beispiel für einen deaktivierten Timer. Die nächsten Spalten enthalten Kanal-Nummer, Aufnahmetag sowie Anfangs- und Endzeit. Schließlich folgt noch der Name des Timers, bei Serien sollte das der Titel der Serie sein.

Komplexe Timer

Abbildung 5 zeigt verschiedene Serien- und Einmal-Aufnahmen, das Feld des Aufnahmedatums kann dafür in sehr weiten Grenzen programmiert werden. Einmalige Timer enthalten den Tag im Feld des Aufnahmedatums, somit lassen sich Timer maximal einen Monat voraus programmieren. Nach Aufnahme werden Einmal-Timer automatisch gelöscht. Für Serien werden die Anfangsbuchstaben der Wochentage angegeben. In Abbildung 6 ist das Montag bis Freitag, für Samstag und Sonntag stehen Striche. Die Timer zwei und sechs aus Abbildung 5 nehmen nur am Donnerstag respektive Samstag auf. Auch Aufnahmen an Montag, Mittwoch und Freitag sind denkbar, diese lassen sich aber nicht über das OSD eingeben. Die Timer werden in der Datei /etc/vdr/timers.conf gespeichert, die Sie per Text-Editor bearbeiten können. In einer der nächsten Ausgaben werden wir Ihnen ein Browser-Frontend vorstellen, mit dem Sie unter anderem komplexe Timer komfortabel eingeben können.


Abb. 6: Über den Aufnahmetag können Sie komplexe Serien-Aufnahmen programmieren. Wird Aktiv auf nein gesetzt, lässt sich ein Serien-Timer zum Beispiel über Feiertage abstellen, ohne ihn löschen zu müssen

Die Maske zum Bearbeiten eines Timer-Eintrags unterscheidet sich nicht vom Neuanlegen. Erklärungsbedürftig sind die Einträge Priorität und Lebensdauer. Die Priorität entscheidet bei überlappenden Timern, welcher zum Zuge kommt: Der höchste Wert gewinnt. Das kann dazu führen, dass eine abendfüllende Aufnahme mit Priorität 50 für einige Minuten unterbrochen wird, weil zum Beispiel eine Nachrichtensendung höhere Priorität hat. Nach den Nachrichten wird dann die alte Aufnahme fortgesetzt.

Die Lebensdauer wird genau wie die Priorität in der Aufnahme gespeichert und entscheidet bei voller Festplatte darüber, welcher Film zuerst gelöscht wird. Ist die angegebene Lebensdauer abgelaufen, wobei 99 Tage für unendlich stehen, wird der Film mit der niedrigsten Priorität gelöscht um einer gerade laufenden Aufnahme Platz zu machen.

Die Benennung eines Timers erfolgt durch Drücken von Rechts auf dem Feld Datei. Dann lassen sich mit Hoch und Runter Buchstaben auswählen, mit Rechts und Links geht es ein Zeichen weiter oder zurück. Die Bearbeitung muss mit Bestätigung abgeschlossen und dann zur Speicherung des Timers noch einmal Bestätigung gedrückt werden.

Aufzeichnungen

Im Menü Aufzeichnungen finden Sie alle Aufnahmen. Die bereits geschnittene Filme tragen ein Prozent-Zeichen als Scheren-Symbol am Anfang des Namens. Mit der roten Taste oder Bestätigung können Sie sich eine Aufzeichnung von der Stelle ab ansehen, an der sie zuletzt verlassen wurde, mit der grünen Taste von Anfang an. Zum Löschen drücken Sie die gelbe Taste und anschließend Bestätigung, und die aus dem EPG entnommene Filmbeschreibung wird mit der blauen Taste angezeigt, soweit vorhanden. Die Navigation in der Aufzeichnungsliste erfolgt wie gewohnt mit dem Tastenkreuz.

Bei Wiedergabe einer Aufzeichnung können Sie mit der grünen und gelben Taste jeweils eine Minute zurück oder vorspulen - besonders praktisch beim Überspringen von Werbeblöcken. Rechts und Links schalten den schnellen Bild-Vor- und Rücklauf. Ist in den Einstellungen der MultiSpeed Modus aktiviert, stehen drei Bildlauf-Geschwindigkeiten zur Verfügung, ansonsten wird stets in der höchsten Geschwindigkeit gespult. Runter ist mit der Pause-Funktion belegt, nochmaliges Drücken oder aber die Taste Hoch setzt die Wiedergabe fort. Im Pause-Modus lässt sich mit Rechts und Links ein langsamer Bildlauf schalten. Ist die Option Wiedergabe Status in den Einstellungen angeschaltet, wird der aktuelle Status wie Pause, Play, Vor- oder Rücklauf durch ein kleines Symbol um unteren Rand gekennzeichnet.

Schneiderei

Eine der interessantesten Funktionen von VDR ist das Schneiden von Aufnahmen - sehr praktisch, um die lästige Werbung aus Filmen zu entfernen. Gleichzeitig spart es kostbaren Plattenplatz, in einem Spielfilm sind nicht selten über 30 Minuten respektive ein Gigabyte Werbung.

Allerdings wird nicht etwa die Werbung, sondern der Film herausgeschnitten - man markiert wie in Abbildung 7 zu sehen die Teile, die erhalten bleiben sollen und schneidet dann.


Abb. 7: Bei VDR wird nicht etwa die Werbung, sondern die rot markierten Bereiche des Films in eine neue Datei kopiert. Der rote Pfeil zeigt die ausgewählte Schnittmarke, der grüne Balken die aktuelle Position in der Aufnahme

Die Schnittmarken werden im Wiedergabe-Modus mit der Taste 0 auf der Zehner-Tastatur gesetzt. Im Übersichtsbalken aus Abbildung 7 wird die Schnittmarke als senkrechter Strich angezeigt. Mit Bestätigung lässt sich der Balken dauerhaft einblenden, ansonsten erscheint er für eine Sekunde beim Setzen von Schnittmarken. Um eine Marke genau bei Beginn eines Werbeblocks zu platzieren, müssen Sie sie zunächst mit den Tasten 7 oder 9 anspringen. Welche Taste beim Neusetzen einer Marke zum Ziel führt, ist leider nicht definiert. Praktischerweise sollten Sie erst 9 versuchen und danach 7. Weiteres Drücken der beiden Tasten springt zur nächsten respektive vorherigen Schnittmarke. Ein roter Pfeil oben oder unten an der Marke zeigt, dass sie ausgewählt ist und mit den Tasten 4 und 6 verschoben werden kann.

Wie oben schon erwähnt wird mit den Schnittmarken ausgewählt, welche Bereiche beim Schneiden in die neue Datei kopiert werden sollen, sie werden mit einem roten Querbalken symbolisiert. Haben Sie versehentlich eine Schnittmarke zu viel gesetzt, springen Sie sie mit 7 oder 9 an und löschen Sie durch erneutes Drücken der 0. Haben Sie alle Marken gesetzt, wird der Schnittprozess mittels 2 gestartet. Sie brauchen nicht abwarten, bis das Schneiden abgeschlossen ist, sondern können sich inzwischen einen anderen Film oder das normale Fernsehprogramm ansehen, in dem Sie den Wiedergabemodus mit Zurück verlassen. Bei Bedarf lässt sich im Hauptmenü das Schneiden abbrechen.

Gelegentlich kann es zu Artefakten und Bildfehlern kommen, so lange der Übersichtsbalken eingeblendet wird. Das sind keine Aufnahmefehler sondern Störungen durch die Einblendung.

Damit endet der dritte Teil. Nächstes mal geht es um die Einbindung eigener Kommandos, die über die Fernbedienung angesteuert werden, sowie Tipps und Tricks zur Archivierung der Filme.



Zuletzt geändert am 01.01.1970